GroĂe Trommel
Kurzportrait
- Name: GroĂe Trommel
- Schreibweisen
- Englisch: bass drum
- Französisch: grosse caisse
- Italienisch: gran cassa, gran tamburo
- Klassifikation: Schlaginstrument, Membranophon mit unbestimmter Tonhöhe, Zylindertrommel
- Zarge (Korpus): Zylindrisch; Material: Holz (Buche, Nussbaum), selten Sperrholz oder Metall; Höhe 35â65 cm
- Fell: Schlagfell, Resonanzfell, Material: Kalbfell oder Kunststoff; Durchmesser 70â100 cm
- Spannschrauben: 10â16 Schrauben zur Fellspannung
- SchlĂ€gel: GroĂe TrommelschlĂ€gel mit weichem Filzkopf; PaukenschlĂ€gel, HolzschlĂ€gel
- AufhÀngung: Gestell, in dem die Trommel an mehreren Punkten aufgehÀngt ist und in jede beliebige Position geneigt werden kann
Die GroĂe Trommel spielt in einigen Bereichen der westlichen Musik eine essentielle Rolle. Ihr variabler Klang kann zur Markierung rhythmischer Punkte nicht nur in groĂen, sondern auch in kleinen Besetzungen verwendet werden: in der MilitĂ€rmusik, wo sie zusammen mit dem Becken geschlagen wird, im Pop, Rock und Jazz, wo sie als Teil des Drum Sets mittels FuĂmaschine bedient wird, oder im Orchester.
Innerhalb des Trommelensembles im Orchester entspricht die GroĂe Trommel der Basslage, wĂ€hrend die Wirbeltrommel die Tenorlage und die Kleine Trommel der Diskantlage entspricht.
Da die GroĂe Trommel nicht nur zu den subtilsten und leisesten, sondern auch zu den lautesten Klangwirkungen des Orchesters fĂ€hig ist, wird in Orchesterwerken meist nur eine GroĂe Trommel vorgeschrieben, in AusnahmefĂ€llen wird sie mehrfach besetzt.
Geschichte
Die TĂŒrkentrommel
Die moderne GroĂe Trommel, wie sie heute in jeder MilitĂ€rkapelle, im Orchester sowie in Jazz-, Rock- und Pop Bands gespielt wird, ist ein Import aus dem Mittleren Osten (sie entwickelte sich also nicht â wie man annehmen möchte â aus den seit dem Mittelalter in ganz Europa verbreiteten Trommelarten). Sie ist ein direkter Nachkomme der Davul, auch tabl turki (âtĂŒrkische Trommelâ) genannt, die im mediterranen Raum seit dem 14. Jahrhundert belegt ist: eine groĂe zylindrische Trommel mit schmaler Zarge und zwei Fellen, die mit Leinen gespannt und ohne Schnarrsaiten gespielt wurde.
In Europa zeigt ein GemĂ€lde des Venezianers Vittore Carpaccio aus dem Jahre 1502 erstmals einen tĂŒrkischen Trommler mit einem Instrument, das annĂ€hernd die MaĂe der heutigen GroĂen MilitĂ€rtrommel hatte (schmale Zarge bei ca. 70 cm Felldurchmesser). Der Spieler schlĂ€gt die Trommel, die vor seiner Brust hĂ€ngt, mit zwei dicken Holzstöcken an. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts waren solche TĂŒrkentrommeln in Europa jedoch nur vereinzelt anzutreffen.
Janitscharenmusik
Mit den Janitscharentruppen und ihren MilitĂ€rkapellen kam die TĂŒrkentrommel im 18. Jahrhundert in groĂer Zahl nach Europa, wo sie sogleich begeistert in die hiesige MilitĂ€rmusik integriert wurde. Der fĂŒr abendlĂ€ndische Ohren zunĂ€chst exotische Klang der Janitscharenmusik ergab sich hauptsĂ€chlich durch den Zusammenklang von TĂŒrkentrommel, Becken und Triangel.
Nebst der auffĂ€lligen GröĂe der Trommel war auch die Spielweise neuartig: Das Instrument wurde entweder senkrecht auf einen Untersatz gestellt oder â beim Marschieren â vom Spieler vor der Brust getragen. Das Fell wurde mit der rechten Hand von der Seite her mit einem groĂen, ungepolsterten HolzschlĂ€gel (HolzkrĂŒcke) angeschlagen. Die linke Hand lag auf der Zargenkante der linken Trommelseite. Von dort schlug der Spieler eine einzelne Rute flach auf das linke Fell, was ein schnalzendes GerĂ€usch ergab. Der Schlag des HolzschlĂ€gels wurde auf dem betonten Taktteil ausgefĂŒhrt, der Rutenschlag auf unbetontem Taktteil. Wurde eine Trommel mit nur einem Fell verwendet, was seltener vorkam, so schlug der Spieler dieses jeweils abwechselnd mit der SchlĂ€gel- und Rutenhand an.
TĂŒrkisches Kolorit
In der 2. HĂ€lfte des 18. Jahrhunderts waren Janitscharenkapellen an den europĂ€ischen FĂŒrstenhöfen bereits sehr beliebt. In Folge wurde die groĂe Janitscharentrommel langsam auch in der Orchestermusik, besonders in der Oper, eingefĂŒhrt, meist, um orientalische Stimmungen zu schaffen: Gluck verwendete sie als klangliches Stilmittel in seinem âLe cadi dupĂ©â (1761), Mozart in seiner âEntfĂŒhrung aus dem Serailâ (1782). Haydn verwendete sie, ihrer Herkunft entsprechend, in seiner âMilitĂ€rsymhonieâ (1793/94). In diesen frĂŒhen Orchesterwerken wurde die Janitscharentrommel oder GroĂe Trommel, wie sie aufgrund ihrer enormen AusmaĂe genannt wurde, noch nach tĂŒrkischer Art, also mit HolzschlĂ€gel und Rute angeschlagen, in den entsprechenden Partituren sind doppelte NotenhĂ€lse notiert.
Neben den orientalischen Modellen mit schmaler Zarge waren bis ins 19. Jahrhundert hinein in MilitĂ€rkapellen und im Orchester auch GroĂe Trommeln in Gebrauch, deren Zarge breiter war als der Felldurchmesser, der etwa einen halben Meter betrug. Diese langen, röhrenförmigen Trommeln erhielten daher im Englischen den Namen long drum.
Die GroĂe Trommel als Orchesterinstrument
Anfang des 19. Jahrhunderts lieĂ Spontini in seiner Oper âDie Vestalinâ (1807) die GroĂe Trommel erstmals mit einem filzgepolsterten SchlĂ€gel anschlagen. Damit hatte er den Trommelklang der orientalischen FĂ€rbung beraubt.
In der zeitgenössischen Spielpraxis wurden gemeinsam mit der dĂŒster und drohend klingenden Trommel, die nur einfache Schlagfolgen auszufĂŒhren hatte, auch die Becken geschlagen, es sei denn, es wurde âcassa solaâ vorgeschrieben. Die BeckenschlĂ€ge waren integraler Bestandteil der Spielpraxis und wurden nicht notiert, dies gilt v.a. fĂŒr die italienischen Opern der Zeit, z.B. Verdis âRigolettoâ (1851) oder âLa Traviataâ (1853). In vielen FĂ€llen wurden die Becken auch direkt auf die GroĂe Trommel montiert und vom Trommler gespielt.
Nach und nach etablierten sich fĂŒr die GroĂe Trommel auch komplexere Anschlagtechniken. Berlioz verlangte in seiner âSymphonie fantastiqueâ (1830) erstmals einen Wirbel, den er ausdrĂŒcklich von zwei Paukisten mit PaukenschlĂ€geln ausfĂŒhren lieĂ. Ein von einem Spieler ausgefĂŒhrter Wirbel wurde zuerst von Liszt in âCe quâon entend sur la montagneâ (1849) vorgeschrieben. Wirbel wurden in der Folge auch mit einem SchlĂ€gel ausgefĂŒhrt, indem der Spieler abwechselnd mit Kopf und Stielende anschlug oder einen SchlĂ€gel mit zwei Köpfen verwendete.
Im spĂ€tromantischen Orchester (letztes Drittel des 19. Jahrhunderts) wurde die GroĂe Trommel zum fixen Bestandteil des Orchesterschlagwerks. Sie wurde seitlich angeschlagen, allerdings nicht direkt wie in der Janitscharenpraxis, sondern in einem groĂen Bogen von oben nach unten. ZusĂ€tzlich etablierte sich eine weitere Spielhaltung: Die Trommel wurde â mit dem Resonanzfell nach unten â auf einer hölzernen Unterlage (einem Holzbock) platziert, damit das fast waagrecht liegende Fell angeschlagen werden konnte.
Modisch orientierte Komponisten setzten die GroĂe Trommel mit dem auf ihr montierten Becken so maĂlos ein, dass sich Berlioz in seiner Instrumentationslehre (1843) beklagte, es werde damit âder gröĂte Missbrauch betriebenâ: Die GroĂe Trommel werde von âeffektsĂŒchtigen KunstjĂŒngernâ eingesetzt, um âdurch Orchesterpomp und Krafteffekteâ zu imponieren, die musikalische Wirkung gehe dabei jedoch unter.
Moderne Formen der GroĂen Trommel
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Schnurspannung des Fells sukzessive durch die Schraubenspannung ersetzt. Die Zarge wurde nun nicht mehr ausschlieĂlich aus Holz, sondern auch aus Messing oder Aluminium gefertigt. Als Felle dienten Kalbs- oder Pferdehaut, in seltenen FĂ€llen Eselshaut (die schwer erhĂ€ltlich ist). Die GroĂe Trommel wird heute im Orchester meist in einem Gestell aufgehĂ€ngt, in dem die Trommel frei schwingen und in jede beliebige Position geneigt werden kann. Seltener wird sie auf einen entsprechenden Trommelstand gelegt. Orchestertrommeln haben heute einen Durchmesser von 70â100 cm und eine Zargenhöhe von 35â65 cm.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde v.a. in England eine Form der GroĂen Trommel mit nur einem Fell populĂ€r. Diese Trommel mit schmaler Zarge, die auf einer Seite offen war, wurde unter dem Namen Gong drum bekannt. Angeblich waren ihre Resonanzeigenschaften hervorragend, allerdings tendierte sie dazu, eine bestimmte Tonhöhe zu produzieren â eine Eigenschaft, die bei Trommeln nicht erwĂŒnscht war. Gong drums werden heute nur mehr selten verwendet.
*Riesenpauke*
Seit den AnfĂ€ngen der Janitscharenmusik bis zum heutigen Tag spielt die GroĂe Trommel eine bedeutende Rolle in MilitĂ€rkapellen und Blasorchestern. V.a. in der Marschmusik erfĂŒllt sie die Funktion, die betonten Taktteile zu markieren. Die in der MilitĂ€rmusik verwendeten GroĂen Trommeln sind mit ca. 25â45 cm Höhe und 35â75 cm Durchmesser kleiner als die Orchestertrommeln.
Drum Set
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die GroĂe Trommel zum wichtigen Bestandteil des Jazz-Schlagzeugs. Es bildete sich eine neue Spielweise heraus: das Anschlagen mittels FuĂpedal, der sogenannten FuĂmaschine (1909 von William F. Ludwig in Chicago erfunden). Dies erlaubte es dem Spieler, zusĂ€tzlich zur GroĂen Trommel auch andere Instrumente, wie Kleine Trommel und Becken, gleichzeitig zu bedienen. Die Praxis, einem Spieler das gesamte Schlagzeug (drum set) zu ĂŒberlassen, setzte sich ĂŒber Big Band-Tanzmusik und Be-Bop-Combos bis hin zur Rock- und Popmusik fort. Die GroĂe Trommel wurde indessen immer kleiner, um den in der Unterhaltungsmusik favorisierten trockenen und kurzen Klang zu erreichen. Heute werden in der Unterhaltungsmusik Modelle mit 30â40 cm Höhe und 45â70 cm Durchmesser und Plastikfellen verwendet.
Bauweise
Die GroĂe Trommel besteht aus einem zylinderförmigen Resonanzkörper (Zarge) aus Holz, seltener aus Sperrholz oder Metall, und zwei Fellen, die ĂŒber die Ăffnungen der Zarge gespannt werden.
Die Felle werden wie bei der Kleinen Trommel auf einen Fellreifen [flesh hoop] gezogen, der einen etwas gröĂeren Durchmesser als die Zarge besitzt. Ein ĂŒber den Fellreifen gelegter Spannreifen [counter hoop] wird mit Schrauben oder Gewindestangen [threaded rods] an die Spannböckchen angeschraubt, die auf der Zarge befestigt sind. Die Felle werden mittels Spannschrauben gespannt (je nach GröĂe des Instrumentes 10â16 Schrauben), die ein genaues Einstimmen der Felle gewĂ€hrleisten.
Im Orchester werden meist Kalbsfelle verwendet. Das ebenso geeignete Eselsfell ist seltener verfĂŒgbar. FĂŒr die kleineren Modelle im Pop- und Rock-Bereich sowie in der MilitĂ€rmusik (besonders zum Marschieren im Freien) sind wetterresistente Kunstfelle in Gebrauch. Das Schlagfell ist meist etwas stĂ€rker als das Resonanzfell ; beide Felle sollten aus demselben Material sein.
Die GroĂe Trommel wird im Orchester mit Lederriemen oder GummibĂ€ndern, selten mit SchnĂŒren in einem speziellen, meist runden Gestell so aufgehĂ€ngt, dass sie frei schwingen und stufenlos in jede beliebige Spielposition geneigt werden kann.
SchlÀgel
GroĂer TrommelschlĂ€gel
Die GroĂe Trommel wird in der Regel mit dem GroĂen TrommelschlĂ€gel geschlagen. Dieser hat einen starken Griff und einen dicken Filzkopf, der wesentlich gröĂer und schwerer als der Kopf des GroĂen PaukenschlĂ€gels ist.
Kopf: 7â8 cm Durchmesser.
Material: Holzkern mit dickem FilzĂŒberzug.
Stiel: LĂ€nge 25â35 cm, aus Rot- oder WeiĂbuche.
Kleinere GroĂe TrommelschlĂ€gel mit schwĂ€cherem Stiel und weichem Filzkopf werden fĂŒr dynamisch reduzierte SchlĂ€ge verwendet, der Klang ist schlanker. Diese SchlĂ€gel werden auch fĂŒr Wirbel verwendet.
Selten werden im Orchester PaukenschlĂ€gel fĂŒr GroĂe-Trommel-Wirbel verwendet. Dies hĂ€ngt vom Fell, der GröĂe des Instrumentes und der zu spielenden Stelle ab.
GroĂe TrommelschlĂ€gel
Weitere SchlÀgel
Zur Erzeugung von Klangnuancen oder Effekten wird die GroĂe Trommel auch mit anderen SchlĂ€geln angeschlagen:
HartfilzschlÀgel: der Klang ist hÀrter und weniger voluminös.
LederkopfschlĂ€gel (franz. mailloche): lederĂŒberzogener HolzschlĂ€gel. Ergibt einen harten Klang.
HolzkopfschlÀgel (wie Becken- oder XylophonschlÀgel): klingen trocken, markant und gerÀuschhaft, das AnschlaggerÀusch tritt stark hervor.
Kleine Trommelstöcke: klingen sehr trocken, hart, prĂ€zise und gerĂ€uschhaft, die Stöcke sind jedoch viel zu leicht, um die GroĂe Trommel in volle Resonanz zu versetzen.
Besen: klingt je nach Verwendungsart zischend bis schwirrend und ebenfalls gerÀuschhaft.
Zur Erzeugung eines harten, weniger voluminösen Klanges werden Marimba- oder VibraphonschlÀgel eingesetzt.
Notation
Moderne Notation
Seit dem 20. Jahrhundert wird der Part der groĂen Trommel auf einer einzigen Linie, ohne SchlĂŒssel, notiert. Diese Notationsart setzte sich aufgrund der unbestimmten Tonhöhe der Trommeln durch.
In der Jazz/Rock/Pop-Musik befindet sich in einem Notensystem die Bass Drum immer an unterster Stelle.
Historische Notation
In Ă€lteren Werken ist der Part der GroĂen Trommel meist im BassschlĂŒssel auf der Höhe des A, manchmal auch des kleinen c notiert (wie die Wirbeltrommel).
Die Stimme der GroĂen Trommel enthielt in alten Partituren oft Noten mit zwei NotenhĂ€lsen. Diese zeigten an, dass die Note gleichzeitig mit TrommelschlĂ€gel und Rute zu spielen war.
Tonerzeugung
Anschlag
Im Orchester wird die GroĂe Trommel in der Regel mit einem weichen groĂen SchlĂ€gel angeschlagen, der schwer genug ist, um den groĂen Resonanzkörper des Instruments in Schwingung zu versetzen. Der Anschlag erfolgt mit der rechten Hand (LinkshĂ€nder: linke Hand). Der Schlagfleck fĂŒr fĂŒllig klingende EinzelschlĂ€ge liegt ca. eine Hand breit von der Fellmitte entfernt. Da jedes Instrument anders klingt, muss der exakte Schlagfleck vorher ausprobiert werden.
Die Trommel wird heute meist so geneigt, dass ihre Felle sich in schrÀg-senkrechter Position befinden. Der Spieler schlÀgt das Fell von der Seite her an. In manchen Orchestern wird das Fell auch in fast waagrechter Position angeschlagen. Eine völlig waagrechte Lage bewirkt einen schlechten Klang, da die Schwingungen am Boden reflektiert werden.
FĂŒr das AusfĂŒhren von Wirbeln verwendet der Spieler zwei SchlĂ€gel, die etwas kleiner und leichter als die SchlĂ€gel fĂŒr die EinzelschlĂ€ge sind.
Das Schlagfell wird mit den Fingern, der HandflÀche oder dem gesamten Arm der rechten Hand abgedÀmpft, das Resonanzfell mit der linken Hand.
Die im 19. Jahrhundert verbreitete Gepflogenheit, ein Becken auf die Zarge der GroĂen Trommel zu montieren, wird heute nicht mehr praktiziert. Da einige Komponisten dies in ihren Partituren vorgeschrieben haben, wird es zur Realisierung besagter Stellen dennoch verwendet. Daraus resultiert eine erhöhte Koordination zwischen Becken und Trommel, wobei jedoch der Klang vor allem des Beckens leidet. Zudem fĂ€llt ein AbdĂ€mpfen des Resonanzfelles Ă€uĂerst schwer.
Stimmen der Trommel
Im Gegensatz zur Pauke, wo eine bestimmte Tonhöhe angestrebt wird, wird bei der Konstruktion und dem Stimmen der Trommel groĂer Wert darauf gelegt, eine bestimmte Tonhöhe zu vermeiden.
SchlĂ€gt man ein Trommelfell am Rand an, so hört man den Eigenton des Fells. Die GroĂe Trommel im Orchester wird auf einen Ton zwischen C und G gestimmt, und zwar wie es dem Resonanzraum (also der GröĂe) der Trommel am besten entspricht. Das Resonanzfell wird etwa einen Halbton tiefer eingestimmt, um jeden Tonhöheneindruck zu verwischen und dem Trommelklang das nötige Volumen zu geben. Das Anschlagen mit einem groĂen weichen SchlĂ€gel unterstĂŒtzt das Verwischen der Tonhöhe.
Spielhaltung auĂerhalb des Orchesters
WĂ€hrend die GroĂe Trommel im Orchesterbetrieb in einem Gestell aufgehĂ€ngt ist, wird sie in der Unterhaltungsmusik â mit FĂŒĂen versehen â auf den Boden gestellt, sodass die Felle senkrecht liegen. Der Drummer schlĂ€gt die Trommel mittels eines FuĂpedals an. Die Klangerzeugung mittels FuĂmaschine erlaubt keine differenzierte Tongebung, die SchlĂ€ge kommen gleichförmig und wirken eher dumpf und trocken. Oft werden noch zusĂ€tzlich TĂŒcher zum DĂ€mpfen verwendet. An einem Rohr, das in die Trommelzarge eingelassen ist, werden weitere Instrumente, wie Becken, Kuhglocken, Tomtoms oder kleine Effektinstrumente, montiert. Die Kombination dieser Instrumente ist unter dem Namen Drum Set bekannt.
In MilitĂ€rkapellen wird die GroĂe Trommel vor dem Bauch getragen und auf beiden Fellen angeschlagen. Diese Trommeln haben oft gleich dicke Schlag- und Resonanzfelle aus Kunststoff.
Spieltechniken
EinzelschlÀge
EinzelschlĂ€ge werden, abhĂ€ngig von der TrommelgröĂe, etwa eine Hand breit von der Fellmitte entfernt gespielt (Schlagfleck).
SchlĂ€ge mit kurzen Notenwerten werden entweder in der schwingungsarmen Mitte des Fells ausgefĂŒhrt, da dort der Nachklang geringer ist, oder dem Notenwert entsprechend abgedĂ€mpft.
Fellrand
EinzelschlÀge am Fellrand.
Secco
Ein Einzelschlag, der nach dem Anschlag sofort abgedÀmpft wird. Hierbei werden Schlag- sowie Resonanzfell abgedÀmpft.
Coperto
AbgedĂ€mpfte SchlĂ€ge. Das Schlagfell wird mit einem Tuch bedeckt, wobei der Schlagfleck frei bleibt. Der Klang wird hĂ€rter und stumpf. Gelegentlich wird auch das Resonanzfell abgedĂ€mpft. Je nach Fell und GröĂe der Trommel Ă€ndert sich die abgedĂ€mpfte FlĂ€che.
Con la mano
Anschlag mit den Fingern der rechten (oder linken :-) Hand. Ergibt einen hellen, dĂŒnnen und leisen Klang.
Unisono-SchlÀge
FĂŒr markante Fortissimo-Wirkungen werden zwei SchlĂ€gel gleichzeitig auf das Schlagfell geschlagen. Unisono-SchlĂ€ge mit zwei SchlĂ€geln werden zur Steigerung der Dynamik angewendet.
Repetitionen
Wie bei der Pauke sind aufgrund des ausgeprĂ€gten Nachklanges keine schnellen Tonwiederholungen ĂŒblich. Sind dennoch schnelle Schlagfolgen (mit Ausnahme des Wirbels) vorgeschrieben, so wird die GroĂe Trommel mit einem schweren Tuch teilweise bedeckt, obwohl dies nicht in den Noten steht. Hierdurch werden die einzelnen SchlĂ€ge deutlicher voneinander unterschieden. Zudem werden harte SchlĂ€gel oder sogar HolzschlĂ€gel verwendet.
Wirbel
Werden mit jeweils einem SchlĂ€gel in der linken und rechten Hand ausgefĂŒhrt. Wirbel werden in der NĂ€he der Fellmitte gespielt, wo das Fell dunkler klingt. Am Fellrand ausgefĂŒhrte Wirbel entwickeln leicht eine bestimmte Tonhöhe und klingen heller. Leise Wirbel werden oft am Rand gespielt â analog zur kleinen Trommel. Ist ein Crescendo vorgeschrieben, so beginnt der Schlagzeuger am Rand und geht immer mehr in Richtung Mitte, wo auch der Abschlag stattfindet.
FrĂŒher wurden Wirbel oft mit einem SchlĂ€gel mit zwei Köpfen ausgefĂŒhrt, da der Schlagzeuger gleichzeitig die Becken bediente.
Hat ein Schlagzeuger einen Wirbel mit nur einer Hand zu spielen, so nimmt er heute zwei SchlĂ€gel in eine Hand (wie beim Marimba- oder Vibraphon) und erzeugt so einen Wirbel, indem sein Handgelenk eine Drehbewegung ausfĂŒhrt. Diese Technik, die ein hohes Können verlangt, ist nur bis zum Mezzoforte möglich.
SchlÀgel auf SchlÀgel
Ein SchlÀgel wird in die Mitte des Fells gelegt, der SchlÀgelkopf wird mit einem zweiten SchlÀgel angeschlagen. Direkt nach dem Anschlag wird der auf dem Fell ruhende SchlÀgel vom Fell abgehoben, so dass sich der Klang entfalten kann.
Diese Technik eignet sich ideal fĂŒr Pianissimo- und Piano-Wirkungen und kann höchstens bis zum Mezzoforte ausgefĂŒhrt werden. Ergibt samtweiche und flaumige SchlĂ€ge, wobei der Anschlag nicht hörbar ist.
Stahlbesen
Der Spieler schlĂ€gt das Fell entweder mit dem Besen an, was einen metallisch schwirrenden Klang ergibt, oder er wischt mit fest aufgedrĂŒcktem Besen ĂŒber das Fell, was in einem dumpf zischenden Klang resultiert.
FuĂmaschine
Anschlag mittels FuĂpedal wie in der Pop- und Rockmusik sowie im Jazz. Da kein differenziertes Schlagen möglich ist, wirkt der Klang trockener, monotoner und stumpfer. Manche Komponisten schreiben diese Anschlagweise vor, um ein bestimmtes Milieu zu charakterisieren (Heinrich Sutermeister in âRaskolnikoffâ (1948), George Gershwin in âPorgy and Bessâ (1935)).
Klangcharakter
Dunkel, sonor, tragend, fĂŒllig, resonant, weich, massiv, drohend, donnernd, dĂŒster, unheimlich, grollend, dröhnend, polternd, knallend, hohl.
Charakteristisch fĂŒr den Klang der GroĂen Trommel ist die unbestimmte Tonhöhe. Aufgrund des groĂen Resonanzraumes ist der Klang sehr tief: Er liegt je nach GröĂe der Trommel im Bereich zwischen C und G, wird aber als eine oder sogar zwei Oktaven tiefer empfunden.
Der Klang setzt sich wie bei der Pauke aus zwei Komponenten zusammen: dem Schlagton, der reinen GerĂ€uschcharakter besitzt, und dem Nachklang, der im mf 3â4 Sekunden betrĂ€gt.
Faktoren, die den Klang beeinflussen
The bass drum possesses an enormous dynamic spectrum and a huge variety of timbres. The quality of the sound depends on a number of factors:
AnschlagstÀrke
Die Bandbreite reicht von einem solistisch eingesetzten ppp, das eine spannungsgeladene AtmosphÀre schafft, bis hin zu kanonenschussartigen EinzelschlÀgen mit Schockwirkung.
Schlagfleck
Der regulÀre Schlagfleck etwa eine Handbreit von der Fellmitte entfernt ergibt einen vollen resonanten Ton. Verlegt man die Anschlagstelle zum Rand hin, wird der Klang heller, stark resonant und tendiert zu einer bestimmten Tonhöhe. In der Fellmitte ergibt sich ein dunkler, leicht hohler Klang mit wenig Resonanz und Nachklang.
SchlÀgel
Je weicher der verwendete SchlĂ€gel ist, desto weicher und fĂŒlliger ist der Klang. Je hĂ€rter der SchlĂ€gel, desto mehr tritt das AnschlaggerĂ€usch hervor und desto prĂ€gnanter wird der Klang.
Klangverbindungen
Die GroĂe Trommel erfĂŒllt im Orchester sowohl im Tutti als auch in solistischer Funktion wichtige klangliche und rhythmische Aufgaben. Das Rhythmusschlagen auf betonten Taktteil, das ihre Aufgabe in der MilitĂ€rmusik, im Rock-Pop sowie im Jazz ist, gehört auch zu ihren Aufgaben in traditioneller Orchestermusik. In neuerer Musik werden ihr von den KomponistInnen auch andere Aufgaben zugewiesen.
Da die GroĂe Trommel eine gewaltige Klangkraft besitzt, muss bei der Kombination mit anderen Instrumenten die Dynamik entsprechend abgestimmt werden. Eine Klangverschmelzung ergibt sich dann insbesondere mit Bassinstrumenten, die weich und fĂŒllig klingen. Durch die starke ResonanzfĂ€higkeit der GroĂen Trommel entsteht oft der Eindruck, dass sie in derselben Tonhöhe klingt wie die Bassinstrumente (daher wird sie gelegentlich mit einem Tuch bedeckt oder der Spieler legt die Hand auf das Fell, wenn tacet vorgeschrieben ist, damit sie nicht in Schwingung versetzt wird).
GroĂe Trommel + Schlaginstrumente
GroĂe Trommel + andere Trommeln
Innerhalb des Trommelensembles fungiert die GroĂe Trommel mit ihrem tiefen, dunklen Klang als Bass, das mit seinen EinzelschlĂ€gen ein rhythmisches und klangliches Fundament darstellt. Die Kleine Trommel wirkt aufhellend und fĂŒhrt meist rhythmische Figuren aus, wĂ€hrend die dunkel und dĂŒster klingende RĂŒhrtrommel Wirbel ausfĂŒhrt. Oft wird der Klang des Trommelensembles noch durch die Pauke verstĂ€rkt.
Die Funktion der GroĂen Trommel beschrĂ€nkt sich im Orchester durchaus nicht auf das Betonen von Taktteilen, sie kann neben Wirbeln auch komplexe rhythmische Figuren ausfĂŒhren.
GroĂe Trommel + Pauke
Gelegentlich wird die GroĂe Trommel entweder anstelle oder zur UnterstĂŒtzung der tiefsten Töne der D-Pauke eingesetzt, da die Pauke in dieser Lage durch das schwach gespannte Fell matt klingt, die Trommel hingegen vital und voller Spannung. Die Paukentöne werden in diesem Fall oft eine Oktave höher ausgefĂŒhrt.
GroĂe Trommel + Becken
Die Verbindung mit dem Becken zum Vorgeben des Rhythmus in der Marschmusik ist die Ă€lteste Verwendungsart der GroĂen Trommel seit der Janitscharenmusik. Diese Kombination stellt noch heute das Fundament der westlichen Blasmusik dar. Das Becken wird dabei oft auf den Trommelkorpus montiert.
Im Orchester erfolgt diese Spielpraxis meist nur in MĂ€rschen oder Walzern oder zur Schaffung einer militĂ€rischen AtmosphĂ€re. Die Verbindung von GroĂer Trommel und Becken ergibt bei entsprechender Dynamik und Spieltechnik durchaus nuancenreiche und subtile Klangwirkungen (z.B. durch Anschlagen nur des Beckenrandes oder Anschlagen des Beckens mit einem SchlĂ€gel etc.). EinzelschlĂ€ge der Trommel können in Kombination mit einem Beckenschlag majestĂ€tisch und feierlich klingen (dies gilt auch fĂŒr Gong und Tamtam). Zu den massivsten Klangwirkungen im Orchester gehört die Verbindung Trommelwirbel (besonders als Crescendo) und Beckenschlag im fff.
GroĂe Trommel + Blechblasinstrumente, Holzblasinstrumente
Besonders effektvoll ist die Kombination mit dem warmen und dicken Tubaklang. Einzelne TrommelschlÀge und Wirbel verschmelzen mit den Einzeltönen und Tremoli der Tuba zu einem Gesamtklang.
Relativ gute Resonananzeigenschaften zeigt die GroĂe Trommel auch zusammen mit Fagott und Kontrafagott.
GroĂe Trommel + Streichinstrumente
GroĂe Trommel + Kontrabass
GroĂe Trommel + Kontrabass Unter den Streichern eignet sich der Kontrabass ideal fĂŒr eine Kombination. In entsprechend geringer Dynamik eingesetzt, intensivieren EinzelschlĂ€ge der GroĂen Trommel den Klang von Einzelnoten und Pizzicati der KontrabĂ€sse. Ebenso werden Tremoli durch einen Trommelwirbel verstĂ€rkt.
Repertoire (Auswahl)
Hector Berlioz
- Requiem (1837)
Giuseppe Verdi
- Requiem (1874)
BĂ©la BartĂłk
- Sonate fĂŒr zwei Klaviere und Schlagzeug (1938)
- Der wunderbare Mandarin (1919)
Gustav Mahler
- Symphonie Nr. 3 (1902)
Jean Sibelius
- En saga (1892)
Igor Stravinsky
- Die Geschichte vom Soldaten (verschiedene SchlÀgel) (1918)
- Le sacre du Printemps (1913)
Carl Orff
- Die Bernauerin, Antigonae, Oedipus der Tyrann (1959)
- Prometheus (2 klanglich verschiedene Gr. Tr.)
Wilhelm Killmayer
- La tragedia di Orfeo
Edgar VarĂšse
- Ionisation (3 verschieden groĂe Gr. Tr.)
Ralph Vaughan Williams
- Sinfonia antarctica (1949â52)
- Old Hundredth
Benjamin Britten
- Peter Grimes (1944/45)